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Stadt erleben trotz Lockdown? Läuft!

 

Handel, Gastronomie, Kultur und Dienstleistungen sind seit Monaten abwesend. Aus Lockdown „light“ wurde ein stärkerer Lockdown – bis dato mit open end. Seither ist „Bleiben Sie zuhause!“ angesagter denn je und so wird die eigene Wohnung wieder mal zum Wohn-, Arbeits- und Freizeitort in einem. Zum Tageshighlight mausert sich der tägliche Feierabendspaziergang, mal zu Fuß, mal mit dem Radl. Die Trampelpfade bestechen inzwischen jedoch auch nicht mehr durch Spannung, sondern folgen dem immergleichen Trott. Zudem macht die tägliche Runde angesichts zweistelliger Minusgrade auch nur bedingt Spaß.

Als Großstädterin und Innenstadtliebhaberin fehlt mir das urbane Leben enorm. Was also tun, um die eigene Stadt auch während des Lockdowns zu erleben oder neue Seiten von ihr zu entdecken? Wenn man sich auf die Suche begibt, findet man unzählige Möglichkeiten. Digitalisierung ist hier das entscheidende Stichwort! Und besonders toll: Für jeden ist etwas dabei. Meine Highlights.

Street Art Map

Für einen kleinen Preis online bestellt und direkt ausprobiert – die Street Art Map als Basis für einen Spaziergang durch bislang nicht bekannte Ecken der Stadt. Der Rundkurs führt vorbei an einer Vielzahl Graffitis und anderer Kunstwerke im öffentlichen Raum. Diese werden im Stadtplan bzw. der entsprechenden online-Karte mit relevanten Infos zum Künstler, dem Entstehungsgeschichte sowie der verwendeten Technik unterfüttert. Die Idee der Macher: Die Leute trotz Lockdown für den öffentlichen Raum zu sensibilisieren. Nicht nur für Kunstfans eine Bereicherung des Standard-Spaziergangs und sicherlich auch auf andere Themenfelder wie bspw. klassische Sehenswürdigkeiten, Orte der Geschichte oder Instagram Hotspots übertragbar.

Stadtrallye

Bekannt von Kindergeburtstagen als Schnitzeljagd erfreuen sich Stadtrallyes auch bei Erwachsenen zunehmender Beliebtheit. Auf eigene Faust liebevolle Details entdecken, dabei stundenlang durch die eigene Heimat oder fremde Orte streifen, ohne auf den Hauptachsen unzähligen Menschen zu begegnen – nicht nur zu Zeiten des Lockdowns genial. Eine Vielzahl von Apps bietet Rundwege durch verschiedenste Kommunen an. Mal mit thematischem Schwerpunkt, mal explizit für Kinder oder Erwachsene. Erst am Wochenende habe ich bei der Nachhaltigkeitsrallye durch meinen Stadtteil unerwartete Urban-Gardening Spots und den neuen Unverpackt-Laden entdeckt. Dabei dachte ich, ich kenne bereits jeden Winkel.

Digitale Live-Musik

Viele v.a. Großstädter vermissen neben Handel, Gastronomie und Dienstleistungen auch schlichtweg das Ausgehen. Laute Musik, Tanzen, den Alltag abschütteln. Keine Branche ist von so langwierigen Schließungen betroffen, wie das Nachtleben. Der letzte Club-Besuch liegt bald ein Jahr zurück, auch Live Konzerte sind seit Beginn der Pandemie nur unter strengsten Auflagen möglich gewesen. Viele Club Betreiber bangen um ihre Existenzen.

Um dem Partyvolk auch in Zeiten des Lockdowns eine Perspektive zu bieten und ein bisschen Club-Feeling nachhause zu bringen, gehen immer mehr DJs und Bands mit Live-Auftritten aus besagter Diskothek, Konzert-Location oder auch aus dem öffentlichen Raum, viral. Das Wohnzimmer wird zum Dancefloor und das urbane Ausgehgefühl in die eigenen vier Wände transferiert. Ein kleiner Lichtblick für die Tanzwütigen, ein großer Support für die Szene.

Digitaler/Akustischer Stadtspaziergang

Ebenfalls von zuhause umsetzbar sind digitale oder akustische Stadtspaziergänge. Erst gestern habe ich mir ein Krimihörspiel angehört, das in meiner Nachbarschaft spielt. Vom Sofa aus bin ich auf Verbrecherjagd durch die Straßen gestreift, als wäre ich mittendrin. Ziemlich witzig und ein für mich bis dato völlig neues Erlebnis. Auch lerne ich durch die regelmäßig von öffentlicher Stelle durchgeführten digitalen Stadtspaziergänge vieles zu neuen Bauprojekten sowie der Umsetzung von Zielen und Leitbildern in der Stadtentwicklung. Da ich mich von zuhause aus einloggen kann, „spaziere“ ich digital nicht nur in der Wohnumgebung, sondern bundesweit durch Städte und Kommunen.

 

Was meine Highlights eindrücklich zeigen? Digitalisierung der Stadt bedeutet nicht nur das Einrichten von Online-Shops, digitalen Marktplätzen oder Click&Collect. Es geht vielmehr um digitale Ansätze und Lösungen, die in der Bevölkerung das Bewusstsein für die Stadt, das urbane Leben und den öffentlichen Raum schaffen. Gerade in der Phase „zuhause“ mit stark eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten zeigt sich die Stärke digitaler Elemente. Und auch in einer Zeit nach der Pandemie wird man an dem ein oder anderen Regentag lieber digital spazieren, als sich mit Gummistiefeln auf den Weg zu machen.

Der Kreativität bei der Umsetzung digitaler Formate ist für die Macher, aber auch für die Nutzer keine Grenzen gesetzt. Probieren Sie es aus!

 

 

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Autor*in

Susanne André

cima // Projektleiterin

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