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Selfstorage-Anbieter drängen in die Innenstädte

 

Übersetzt aus dem Englischen wird deutlich, was man unter Self Storage versteht: An einem Ort, welcher von speziellen Anbietern vermietet wird, kann man „selbst“ ein „Lager“ nutzen. Das Geschäftsmodell beruht darauf, dass Menschen im privaten oder im beruflichen Umfeld vorübergehend oder dauerhaft Lagerraum benötigen.

Corona befördert den Bedarf

Mit zunehmender Mobilität und abnehmender Verbreitung von individuellen Lagerräumen steigt der Bedarf. Er kann privat durch einen zu kleinen oder nicht vorhandenen Kellerraum begründet sein, durch den Umzug von einem Haus mit abgeschlossener Garage in eine Wohnung mit Tiefgaragenstellplatz oder durch ein neues Hobby mit großem Sportgerät. Auch eine Wohnungsrenovierung oder ein kurzfristiger Umzug können dazu führen, Möbel zwischenlagern zu müssen. Der Beruf kann es mit sich bringen, Akten mit aufbewahrungspflichtigen Unterlagen oder Kartons mit Produktproben lagern zu müssen. Oder ein Existenzgründer hat zunächst eine kleine Laden- oder Bürofläche ohne Lagermöglichkeit angemietet.

Durch die in der Corona-Zeit gemachten Homeoffice-Erfahrungen ist für die Zukunft zu erwarten, dass auch mehr Platz in den Wohnungen benötigt wird. Aufgrund steigender Mieten führt das dazu, dass statt Anmietung einer größeren Wohnung, nur gelegentlich oder temporär Genutztes ausgelagert wird. Auch Wohnortwechsel werden häufiger. Arbeitsverhältnisse sind oft temporär oder weniger dauerhaft, denn Jobwechsel werden für eine erfolgreich verlaufende Karriere von Fach- und Führungskräften erwartet.

Diese gesellschaftlichen Trends befördern die Nachfrage nach Einlagerungs- und Zwischenlagerungsmöglichkeiten außerhalb der eigenen Wohnung.

Verbreitung

Der Verbreitungsgrad der Selfstorage-Einrichtungen liegt in Großbritannien bei 2,4 je 100.000 Einwohner und der Niederlande 1,8. Deutlich darunter liegt Deutschland mit aktuell 0,3. Hier ist der Self Storage-Markt noch sehr großstädtisch geprägt. So liegt die Versorgung in Metropolen wie Berlin oder München sowie in Metropolregionen wie dem Ruhrgebiet oder Rhein-Main deutlich höher und erreicht Versorgungsgrade von rund 2 Anlagen je 100.000 Einwohner.

Innenstadt statt Autobahnkreuz

Lag der Fokus der Anbieter von Selfstorage-Einrichtungen bisher auf Standorten an Bundes- und Einfallstraßen sowie Autobahnen, kommen nun zunehmend innerstädtische oder innenstadtnahe Standorte in Städten mit hoher Zentralität ab etwa 100.000 Einwohnern in Frage. Denn zentrale Lagen bieten bei guter Wahrnehmbarkeit und Erreichbarkeit den Vorteil der unmittelbaren Kundennähe. Die Lagerflächen funktionieren als Kellerersatz besonders gut, wenn sie nah gelegen und kurzfristig, schnell erreichbar sind. Auch die Ladeninhaberin möchte nicht erst ans Autobahnkreuz fahren.

Genaue Bedarfs- und Standortanalyse

Städte, welche die Ansiedlung einer Selfstorage-Einrichtung in Erwägung ziehen, stehen ebenso wie Investoren, Entwickler und Betreiber vor den Fragen, welche Standorte geeignet sind, wie hoch der Bedarf ist und wie sich die Wettbewerbssituation darstellt. Aus Sicht von Städten und Investoren ist ein Vergleich von Anbietern und Geschäftsmodellen notwendig. Welche Ansprüche bestehen an die Erreichbarkeit, an Grundstück und Architektur? Insbesondere bei innerstädtischen Standorten stellt sich bei geplanten Mixed Use Objekten die Frage nach möglichen Ergänzungsnutzungen zur Realisierung einer insgesamt marktfähigen Immobilie. Hier ist insbesondere das Erdgeschoss von Interesse, da Selfstorages dort nur geringen Flächenbedarf aufweisen.

 

MICHAEL SEIDEL, cima: Die cima erstellt individuelle Bedarfsanalysen für Selfstorage-Einrichtungen im Auftrag von Städten, Investoren, Entwicklern und Betreibern.


Foto: Mark Volz, MyPlace

 

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Autor*in

Michael Seidel

cima // Partner und Projektleiter

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