Nachhaltige Verankerung von Local-Commerce-Projekten: Organigramm zur Etablierung eines lokalen Online-Marktplatzes bzw. digitalen Dachmarketings (© Andreas Haderlein, 2018)
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Sechs wichtige Fragen vor dem Start einer Local-Commerce-Initiative

Anlässlich der jüngsten Nachrichten aus der Welt der lokalen Online-Marktplätze – AllyouneedCity (Bonn) und Kaloka (Zürich, Bern) werden abgewickelt – möchte ich einer Torschlusspanik bei Digitalisierungsprozessen in Städten und Innenstadthandel vorbeugen. Bevor Sie, liebe Wirtschaftsförder*innen, Stadtmarketing- und Citymanagementorganisationen, einen lokalen Online-Marktplatz oder ein anderes Online-Sichtbarkeitsmodell für Ihr lokales Gewerbe auf die Strecke bringen, sollten auf sechs zentrale Fragestellungen jeweils standortangepasste Antworten gefunden werden. Ansonsten lassen Sie es bitte sein.

  1. Wie können sich Städte und der Innenstadthandel infrastrukturell und prozessual – gleichermaßen city-logistisch wie vertrieblich und kommunikativ – gemeinsam auf den digitalen Kunden und Bürger von morgen einstellen?
  2. Wie können Städte und der Innenstadthandel die Hoheit über digitale Infrastrukturen – seien es freies WLAN, Beacon-Netzwerke, lokale oder regionale Online-Marktplätze – und die darüber generierten Kundendaten erlangen und nachhaltig sichern?
  3. Wie gelingt die Finanzierung digitaler Maßnahmen, ohne die Budgets klassischer Aktivitäten von Werbegemeinschaften sowie von Citymanagement- und Stadtmarketingorganisationen zu beschränken?
  4. Wie kann die Akzeptanz und Resilienz von digitalen City-Initiativen erhöht werden, ohne sich auf global agierende Konzerne einzulassen, die Teil der Ursache eines Problems sind?
  5. Wie kann gerade der inhabergeführte Handel, dem noch immer eine zentrale Bedeutung für die Vitalität und Prosperität von Städten attestiert wird, der aber bisher wenig Online-Kompetenzen sammeln oder durch entsprechende Ausbildungsberufe „zukaufen“ konnte, in die digitale Transformation begleitet werden?
  6. Und zu guter Letzt: Digitale City-Initiativen sind weitestgehend messbar. Wie weit also sind die Akteure bereit, Transparenz bei der Erfolgskontrolle ihres Ansatzes walten zu lassen, um das Reiten toter Pferde zu vermeiden? Welche Kennziffern und KPIs werden in den Fokus gestellt, um neben dem rein vertrieblichen Erfolg eines Marktplatzes etwa auch RoPo-Effekte (research online, purchase offline), also online induzierte stationäre Frequenzgewinne zu dokumentieren?
Praxis & Umsetzung

Autor*in

Andreas Haderlein

Andreas Haderlein, ist Fachbuchautor und Change Manager. Er begleitete u. a. das Pilotprojekt „Online City Wuppertal“ (2013–2016) als Impulsgeber und Berater. Aktuell ist er u. a. für die Umsetzung eines regionalen Online-Marktplatzes in der Region Altmühlfranken verantwortlich. Sein jüngstes Buch „Local Commerce“ ist im März 2018 erschienen. // Mehr »

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