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Ländlicher Raum: Wunschort oder Sorgenkind?

 

Die Vorzüge des ländlichen Raums wie eine hohe Lebensqualität in Kombination mit erschwinglichen Immobilienpreisen führen zusammen mit fehlendem und immer öfter unbezahlbarem Wohnraum in Großstädten dazu, dass gerade junge Familien „ins Grüne“ ziehen. Stadtplaner, Soziologen und Politiker sind auf der Suche nach weiteren Ansätzen, um ländlichen Räumen eine Zukunft zu geben.

Quo vadis ländlicher Raum? Die cima stellt vier Szenarien zur Diskussion.

Szenario 01: Die Aufgabe von Dörfern und Regionen

Die zu beobachtende Überalterung und die nicht ausreichenden Zuzüge im ländlichen Raum entziehen privaten und öffentlichen Angeboten die Tragfähigkeit. Die Abwärtsspirale setzt ein: Fehlende Arbeitsplätze, der Verlust von Schulen, ärztlicher Versorgung etc. verstärken den Wegzug in die Zentren. Dörfer und im schlimmsten Fall ganze Regionen verlieren langfristig ihre Existenz.

Szenario 02: Die Digitalisierung schafft neue Perspektiven

Arbeiten in Zeiten der Digitalisierung wird immer mehr zum Arbeiten ohne Bindung an bestimmte Räume und Standorte. Eine leistungsfähige Informations- und Kommunikationsinfrastruktur schafft die Voraussetzung für mehr Wohnen und Arbeiten im ländlichen Raum.

Szenario 03: Der „Traum vom Wohnen“

Ländliche Regionen, die es schaffen, eine leistungsfähige Infrastruktur durch intelligente Versorgungskonzepte aufzubauen, werden unabhängig vom Alter und Lebenszyklus interessant für Menschen, die eine Alternative zur Hektik und Anonymität der Ballungsräume suchen. Bürgerschaftliches Engagement und funktionierende Nachbarschaften werden zum neuen alten Markenzeichen der ländlichen Orte: der „Traum vom Wohnen“. Speziell zugeschnittene Wohnprojekte werden spezielle Zielgruppen anziehen (siehe Beispiel). 

Szenario 04: Die touristische Destination

Die landschaftlichen Reize, eine erlebbare Historie und eine funktionierende touristische Infrastruktur bilden die Basis für die Zukunft ländlicher Regionen als touristische Destinationen. Sie können damit auch zur wirtschaftlichen Grundlage für die lokale Bevölkerung werden. Das Prinzip der Nachhaltigkeit wird dabei zur Leitlinie  des Handelns.

 

Beispiel   25 Kilometer von Koblenz entfernt ist für rund 100 Familien das Wirklichkeit geworden, wovon Pferdeenthusiasten vielfach träumen: Ein Grundstück mit Haus und Pferd im eigenen Stall. 1999 wurden in den benachbarten Gemeinden Lonnig und Rüber die ersten Häuser errichtet. Aktuell wird von einem privaten Entwickler der vierte Bauabschnitt des Projektes „Wohnen mit Pferden“ rund um ein Pferdegestüt vermarktet.

 

Dr. Wolfgang Haensch, cima: Es wird sich zeigen, welche Szenarien sich in welchen Regionen durchsetzen. Lediglich das Szenario 01 ist keine wirkliche Alternative.

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