Gesundheitskiosk Hamburg-Billstedt
Kategorien
Meinung

Frequenzbringer gesucht: Medizinische Dienstleister in der Innenstadt?

 

Bereits seit einiger Zeit steht fest: Nicht allein der Einzelhandel zieht Kund*innen in die Ortsmitten und Innenstädte. Andere Nutzungen wie Gastronomie oder öffentliche Einrichtungen übernehmen zunehmend Leitfunktionen für einen Innenstadtbesuch. Während sich der Einzelhandel eher rückläufig zeigt, wird der Nutzungskanon der Stadtzentren immer breiter. Weiterhin ist es in der heutigen Gesellschaft zur Zeitersparnis schlicht praktisch, unterschiedliche Erledigungen miteinander zu verknüpfen.  


Medizinische Einrichtungen als Frequenzbringer?

Auch medizinische Dienstleister wie bspw. Arztpraxen, Therapieeinrichtungen oder gar Kliniken übernehmen heute in zahlreichen Stadt- und Ortszentren eine wichtige Funktion als Frequenzbringer. Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Spezialisierte Arztpraxen oder Kliniken erschließen vergleichsweise große Einzugsgebiete, die z.T. deutlich über das des örtlichen Einzelhandels hinausgehen.
  • Nicht jeder/r Patient*in ist akut erkrankt. Bei Kontroll- und Vorsorgeuntersuchungen zeigen sich die Besuchenden meist vital und damit körperlich in der Lage vor oder nach dem Arztbesuch einkaufen zu gehen oder einen Dienstleistungsbesuch wahrzunehmen.
  • Bei umfangreichen Behandlungen oder Operationen bringen die Patient*innen meist eine Begleitung mit, die sich während der Behandlungsdauer die Zeit in einem Café oder im Einzelhandel vertreiben möchte.

Wenn man beim Radeln oder Spazieren durch die City den Blick mal in die Obergeschosse der Einzelhandels-, Gastronomie- oder Dienstleistungsbetriebe schweifen lässt, zeigt sich in einigen Städten und Gemeinden eine hohe Dichte an medizinischen Einrichtungen, Praxen oder gar Kliniken. Auch ich als Großstadtbewohnerin habe die Vorteile von medizinischen Einrichtungen im Innenstadtbereich vor Kurzem am eigenen Leib erfahren: Voruntersuchung hier, Anästhesiegespräch da und schließlich die Operation mit Nachbehandlung. Ein kleiner Eingriff holte mich als Patientin zusammen mit meiner Begleitperson mehrmals in die Praxis – und damit auch an meinen Lieblingsort, die Innenstadt. Toll, dass sich ein weniger angenehmes Thema mit einem sonnigen Stadtbummel verknüpfen lässt.

Anforderungen und Entwicklungen in der Branche

Die Welt der Medizin ruht nicht. Die Branche zeigt sich nach wie vor expansiv und moderne Praxisflächen werden gesucht. Um dieser Nachfrage zu begegnen sind in der Vergangenheit vielerorts große Ärztehäuser entstanden, in welchen verschiedene Fachdisziplinen gebündelt und entsprechend Agglomerationsvorteile begünstigt werden sollen. Aufgrund von Platzbedarfen, verkehrlicher Erreichbarkeit und Kostenfaktoren wurden Neuansiedlungen von Einrichtungen dieser Art jedoch häufig in verkehrsgünstigen Ortsrandlagen vollzogen. Kopplungen mit der Innenstadt? Fehlanzeige!

Wir Expert*innen von der cima sehen in Arztpraxen sowie sonstigen medizinischen Einrichtungen bereits heute eine wichtige Funktion im innerstädtischen Nutzungsmix, welche sicher künftig an Bedeutung gewinnen wird. Neuansiedlungen aus dem Medizinsegment sollten in ihrer Funktion als Frequenzbringer, gleichsam wie Ansiedlungen aus dem Einzelhandelsbereich, noch stärker auf die zentralen Stadtbereiche gelenkt werden.

Damit das gelingen kann, sind die Akteure in den Kommunen sowie auch die Immobilieneigentümer für die Bedarfe aus der Medizinbranche zu sensibilisieren. Wenngleich sich die Fragen nach Stadtgröße unterscheiden, sind sie doch immer ähnlich: Welche Umbaumaßnahmen sind erforderlich, um eine ehemalige Einzelhandelsfläche in eine Praxisfläche umzunutzen? Wie lässt sich Barrierefreiheit in engen Altstadtgebieten realisieren? Welche Anforderungen an die Erreichbarkeit müssen für eine Arztpraxis gewährleistet werden?

Erfolgreich mit Konzepten

Im Rahmen von Innenstadtentwicklungskonzepten sowie immobilienbezogenen Nutzungskonzepten setzt sich die cima in verschiedenen Städten und Gemeinden mit den Anforderungsprofilen aus dem Medizinbereich gepaart mit den lokalen Gegebenheiten vor Ort auseinander und versucht beide geschickt zueinander zu bringen. Mit Erfolg! In einigen Kommunen erleben wir jüngst die erfolgreiche Neuansiedlung von Medizinflächen in zentraler Lage.

Die Innenstadt mit all ihren Nutzungen weiterzuentwickeln und damit meinem Lieblingsort zu neuer Stärke zu verhelfen, macht großen Spaß. Ich freue mich auf einen stets wachsenden und immer bunter werdenden Nutzungsmix – medizinische Dienstleister, fühlt euch herzlich willkommen!


Foto: Gesundheitskiosk Hamburg-Billstedt
Quelle: OptiMedis

 

InnenstadtNahversorgungStadtplanung

Autor*in

Susanne André

cima // Projektleiterin

Weitere Beiträge von Susanne André