Eva Gancarz in Neuwied (© cima digital)
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Handel ist Wandel: Sterben unsere Innenstädte?

Leerstände, Verödung, ausgestorbene Fußgängerzonen – die deutschen Innenstädte entwickeln sich mehr und mehr zu Problemzonen, wie ein Bericht des SWR verdeutlicht. Nicht erst seit der Coronapandemie verlagert sich der Einzelhandel mit hoher Geschwindigkeit in das Internet und unterstreicht die Bedeutung, als Einzelhändler online auffindbar zu sein.

Neuwied als Sinnbild für zahlreiche deutsche Innenstädte

Eva Gancarz, Leiterin der cima.digital, war gemeinsam mit dem Südwestrundfunk (SWR) in Neuwied (Rheinland-Pfalz) unterwegs. Auch hier sind die vielen Leerstände in der Innenstadt nicht zu übersehen. Einzelne Blumenkübel säumen die Fußgängerzone. „Neuwied blüht auf“ ist darauf zu lesen. Davon ist bei einem Spaziergang durch die menschenleere Innenstadt wenig zu merken. Paletten, die zu Sitzmöbeln umfunktioniert wurden, und weitere Sitzgelegenheiten in allen Farben sollen zum Verweilen einladen. Auch sie sind überwiegend verwaist.

„Neuwied hat’s“ – der Online-Marktplatz für Gewerbetreibende

In der Stadt sind die Kunden also zunehmend nicht anzutreffen. Das hat auch Martin Lenzen erkannt. Er betreibt die Gaststätte „Thirsty Lion“. Darüber hinaus hat er einen Online-Marktplatz aufgebaut, auf dem sich lokale Unternehmen für einen kleinen Beitrag von 50€ pro Jahr listen lassen können. „Neuwied hat’s“ – der Titel der Website macht bereits deutlich, dass es lokale Anbieter aus fast allen Bereichen gibt. Viele davon sind ansonsten online nicht auffindbar. Die Konsequenz: Kunden kaufen online bei großen Ketten – der lokale Einzelhandel geht leer aus.

Im Gespräch mit Martin Lenzen wird deutlich, wie schwierig sich der Aufbau der Plattform gestaltet. Eine Weiterentwicklung zum Online-Shop erscheint kompliziert. Es mangelt an Produktbeschreibungen durch die Einzelhändler. Aussagekräftige Bilder? Fehlanzeige! Die Bedeutung eines zweiten Standbeins im Internet ist bei manchen Händlern noch nicht angekommen. Dabei hat die Coronapandemie das Wachstum des E-Commerce weiter beschleunigt. Wer online nicht auffindbar ist, wird es zukünftig immer schwerer haben, Kunden zu halten und neu zu gewinnen.

Digital gewinnt

Derya Colberg hat die Notwendigkeit eines Online-Auftritts bereits erkannt. Sie betreibt einen kleinen Laden mit Second Hand Mode. Während ihr Instagram- und Facebook-Account regelmäßig mit neuen Inhalten gefüllt werden, befindet sich der Onlineshop mittlerweile seit Monaten im Aufbau.  Woran das liegt? Ihr fehlt schlichtweg die Zeit, sich als Selbständige um den Aufbau der Website zu kümmern.

Derya Colberg ist kein Einzelfall. Ein zweites Online-Standbein – leichter gesagt als getan. Eva Gancarz kennt viele Einzelhändler*innen, die zwar die Bedeutung der Digitalisierung im Einzelhandel erkannt haben, aber online trotzdem noch nicht auffindbar sind. Sie arbeitet gerne mit Einzelhändler*innen zusammen, die veränderungsbereit sind und von sich aus Initiative zeigen. Denn wer im Einzelhandel gewillt ist, sich digital weiterzuentwickeln, wird kurz- und langfristig gewinnen. Oder wie es Albert Einstein schon sagte:

„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert.“

Albert Einstein

Der volle Beitrag des SWR ist auf Youtube abrufbar. Mehr zur Digitalisierung im Einzelhandel erfahren Sie im Beitrag ab Minute 16:30.

Stadt der Zukunft

Autor*in

Caroline Müller

Caroline Müller, Jg. 1998, ist studierte Tourismusmanagerin (Bachelor) und absolviert derzeit ihr Master-of-Sciences-Studium in Management an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg. Seit Oktober 2021 arbeitet sie für die CIMA Beratung + Management GmbH insbesondere im digitalen Bereich und als Projektassistenz beim Best-Practice Projektpool für Innenstadt, Handel und städtisches Leben „Stadtimpulse“. Sie unterstützt außerdem bei der redaktionellen Pflege der cima.digital-Wissensdatenbank und bereitet spannende Themen für den cima.digital-Blog auf.

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