Kategorien
Thema

10 Erfolgsfaktoren für die örtliche Digitalstrategie


Starten Sie den Aufbruch in das digitale Zeitalter zum Wohle ihrer Bürger, Gewerbetreibenden und Innenstädte. 10 Erfolgsfaktoren für die örtliche Digitalstrategie -nicht nur im Handel.

1. Schmieden Sie ein breit angelegtes Bündnis der Digitalisierung

In der Frühphase der Überlegungen müssen alle Stakeholder vor Ort (Stadt, Handel, Werbegemeinschaft, Handelsverband, Gastronomie, Dienstleister, Tourismus, IHK, Banken und Sparkassen, Presse etc.) eingebunden werden. So ist gewährleistet, dass alle Institutionen an einem Strang ziehen und die finanziellen und zeitlichen Ressourcen effizient und gebündelt genutzt werden. Zur weiteren Projektsteuerung kann dann auf Basis dieser breiten Allianz ein kleineres, mandatiertes Kernteam gebildet werden.

2. Gewinnen Sie erfolgreiche Online-Unternehmen als Vorbilder

Von besonderer Bedeutung für den richtigen Start sind örtliche Unternehmer, die bereits erfolgreich im Online-Handel tätig sind. Diese „Key Player“ dienen als Vorbilder für andere stationäre Teilnehmer und können ihre Erfahrungen aus dem Online-Handel einbringen, motivieren und vor Fehlern bewahren.

3. Sorgen Sie für eine professionelle Projekt- und Prozesssteuerung

Eine professionelleProzesssteuerung sorgt für eine organisierte und geordnete Strategieentwicklung und für das dringend benötigte, teils sehr technische Fachwissen. Der Einbezug eines externen Beraters stellt dies sicher. So verlieren Sie weniger Zeit auf der Suche nach dem richtigen Weg und arbeiten zielorientierter.

4. Schaffen Sie Vertrauen durch ein individuelles, lokales Konzept und externe Legitimation

Es gibt nicht die eine Standardlösung für alle. Die Entwicklung eines eigenen lokalen Konzeptes ist wichtige Grundlage für Ihre erfolgreiche Digitalstrategie. Wählen Sie Ihren Ansatz und Ihre Ziele entsprechend der spezifischen Ausgangslage vor Ort, egal ob es letztendlich eine gemeinsame Online-Plattform oder ein anderes digitales Maßnahmenpaket werden soll. Um zu entscheiden, welcher Weg einzuschlagen ist, müssen die Beteiligten vor Ort umfangreich informiert und qualifiziert sein. Hier kann externe, neutrale Beratung einen wertvollen Beitrag leisten, wie das Modellprojekt gezeigt hat.

Eine Online-Plattform ist eine von verschiedenen technischen Maßnahmen, die im Rahmen einer Digitalstrategie umgesetzt werden kann. Fällt die Wahl auf eine gemeinsame Online-Plattform empfiehlt es sich, die Stadt als Projektträger zu installieren. Damit kann das Vertrauen der potentiellen Teilnehmer leichter gewonnen werden. Auch eine „externe Legitimation“, wie z. B. der Status als Modellkommune oder ein Gütesiegel, erleichtert die Überzeugungsarbeit.

5. Stellen Sie die Finanzierung sicher

Vor Ort muss den Städten und Organisationen ein ausreichend großes Budget zur Umsetzung der notwendigen Maßnahmen zur Verfügung stehen. Zu Beginn des Projekts ist es daher erfolgsentscheidend, die finanziellen und personellen Rahmenbedingungen und Zuständigkeiten abzuklären. Für das Personal, die Technik, die Prozessbegleitung, aber auch für die Öffentlichkeitsarbeit sowie Maßnahmen und Produktionen rund um das Marketing müssen ausreichende finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Ein erster Impuls sollte daher auch durch die Stadt erfolgen. Die Bereitstellung eines ausreichend hohen Startbudgets muss als Erfüllung einer wichtigen Infrastrukturaufgabe verstanden werden. Wird die digitale Transformation zur Chefsache (Bürgermeister) erklärt, steigen die Erfolgsaussichten hier deutlich.

6. Leisten Sie sich einen Digitalmanager

Um den umfangreichen Aufgaben vor Ort gerecht werden zu können, ist die Schaffung der Stelle eines Digitalmanagers (Kümmerer) in Vollzeit ganz entscheidend. Ein bereits etablierter City-Manager und der neue Digitalmanager sollten dabei idealerweise nicht ein und dieselbe Person sein, aber in der gleichen Organisationseinheit verankert werden, um eine enge Zusammenarbeit und Kooperation zu erleichtern. Fest steht: Die Daueraufgabe der Motivation, der Information und des Coachings der Gewerbetreibenden kann kein lokaler Akteur zusätzlich zu seinen generellen Aufgaben bewältigen.

7. Motivierung von Gewerbetreibenden

Der Kümmerer muss sich immer auch als Motivator verstehen. Mithilfe geeigneter Erfolgsgeschichten kann er die Gewerbetreibenden aktivieren und überzeugen. Zudem ist es ganz wichtig, greifbare und praktische Lösungen aufzuzeigen. Durch einfach umzusetzende Maßnahmen, die schnell sichtbare Erfolge bringen („quick wins“), muss ihnen der Mehrwert durch die  Digitalisierung verdeutlicht werden. Nationale oder internationale Benchmarks zeigen auf, was alles möglich ist und anderswo schon funktioniert.

Die Einrichtung eines „Unternehmer- oder Digitalisierungs-Stammtischs“ hat sich bewährt. Durch die regelmäßigen Treffen gelingt es, einen Erfahrungsaustausch anzustoßen und die Motivation hoch zu halten. Falls eine gemeinsame Online-Plattform entwickelt wird, kann z. B. eine interne „Roll-out-Feier“ vor der offiziellen Einführung zu einem Gefühl der Exklusivität bei den Beteiligten führen und sie als Gemeinschaft stärken.

8. Qualifizierung von Gewerbetreibenden

Einen Schlüsselfaktor für den Erfolg vor Ort stellt die Know-how-Vermittlung dar. Durch entsprechende Schulungsangebote müssen die Gewerbetreibenden in die Lage versetzt werden, Entscheidungen bzgl. der Digitalisierung des eigenen Unternehmens treffen zu können. Anfangs geht es oft darum, Ängste zu nehmen und sehr niedrigschwellige Angebote zu schaffen. Schritt für Schritt müssen die Händler dann in das digitale Zeitalter geführt werden. Denn nur durch die entsprechende Kenntnis der Technik, des Internetrechts, der verschiedenen Social-Media-Kanäle und allgemein des Potenzials und der Gefahren des Internets können die Betroffenen später rational entscheiden. In gemeinsamen Workshops lernen sie den eigenen Online-Auftritt aufzubauen, zu pflegen und weiterzuentwickeln. Der Handelsverband Bayern und die IHKn sind wichtige Partner bei der Qualifizierung.

Entscheiden sich Unternehmer zu einer Teilnahme an einer gemeinsamen Online-Plattform, so stehen die Fragen „Wie erzeuge ich interessante Inhalte?“ und „Wie stelle ich diese am besten dar?“ im Vordergrund. In jedem Falle sollten Schulungen zum Thema „Storytelling“ angeboten werden, um so die Qualität der Beiträge zu erhöhen und den Kunden interessante Geschichten zu erzählen.

9. Kennen und bedienen Sie Ihre Zielgruppe

Die wesentliche Absicht der gesamten digitalen Transformation ist es, die potentiellen Kunden Ihrer Stadt dort abzuholen, wo sie gerade sind – nämlich „always on“, im Internet. Daher gilt es, deren Interessen bei allen digitalen Schritten nicht aus den Augen zu verlieren. Führen Sie am besten gleich zu Beginn des Prozesses eine Bürgerbefragung durch, um die Wünsche und Anforderungen Ihrer Zielgruppe in Erfahrung zu bringen. In der Regel wird zum Beispiel ein zentraler Veranstaltungskalender von Stadt und Handel gewünscht. Im Prozess können die Bürgerreaktionen auf Ihre digitalen Maßnahmen oder die Online-Plattform dann mit Hilfe einer projektbegleitenden Fokusgruppe festgestellt werden. Die Zusammensetzung der Fokusgruppe sollte dabei idealerweise Ihrer jeweiligen Zielgruppe entsprechen.

10. Digitales tun und kommunizieren – Arbeiten Sie öffentlichkeitswirksam

Nach einem in allen Kanälen angekündigten Start einer gemeinsamen Online-Plattform (offizieller Launch), ist ein ständiges Bespielen aller On- und Offline-Kanäle sehr wichtig, um den notwendigen „Traffic“ auf der Plattform zu erzeugen. Eine Vernetzung mit weiteren Stadtmarketingaktivitäten ist in diesem Zusammenhang sehr sinnvoll. Über ein abgestimmtes Kampagnen-Management, bei dem mehrere Unternehmen gemeinsame Themen aufnehmen, werden die Anreize für den Innenstadtbesuch und Einkäufe klar erhöht.

Viele Händler scheuen zusätzliche Marketingkosten. Ein dauerhaftes Werbe- bzw. Marketingbudget muss aber von Anfang an einkalkuliert werden. Das Aufzeigen der Gegenleistungen im Vergleich zu den sonstigen Werbeaktivitäten kann bei der Überzeugungsarbeit helfen. Wird der Händler darüber informiert, was er mit seinem bisherigen Werbebudget digital alles umsetzen kann, relativieren sich die Vorbehalte häufig sehr schnell.

DigitalisierungGemeinsam OnlineOnline-HandelStationärer Handel

Autor*in

Roland Wölfel

cima // Geschäftsführer, Partner

Weitere Beiträge von Roland Wölfel