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Was Sonntagsbrötchen mit der digitalen Zukunft des Handels zu tun haben

 

Die Zahlen des cima.MONITOR 2019 sprechen Bände. Sie zeigen, dass cima.digital mit den Anstrengungen in Sachen kooperative lokale/regionale Online-Plattformen samt dazugehöriger Logistiklösungen einen neuralgischen Punkt des Beziehungsgeflechts zwischen lokaler Konsumbevölkerung, (Innen-)Stadt, Region und Handel bespielt. Dieser Punkt heißt Warenverfügbarkeit. Eine Einordnung von ANDREAS HADERLEIN, Wirtschaftspublizist.

 

Warenverfügbarkeit

Über 50 Prozent der Erwerbstätigen geben im cima.MONITOR an, den Online-Warenverfügbarkeitscheck zu nutzen, wenn sie einen Einkauf vor Ort planen. Weitere 20 Prozent werden dies künftig tun. Jüngeren Zielgruppen und Großstadtbewohnern bedeutet dieser digitale Service des stationären Handels sogar überdurchschnittlich viel. Kein Wunder, sind dort doch mehr Filialisten und großflächige Handelsunternehmen ansässig, die Services wie Click & Collect (Selbstabholung) bereits wie selbstverständlich als Brückenlösung zwischen On- und Offline anbieten.

In den ländlich geprägten Regionen sieht es freilich (noch) anders aus. Aber auch dort stellen wir in Umfragen im Rahmen unserer Projekte Veränderungsbewegungen fest. In Altmühlfranken etwa, in einer 2019 durchgeführten Bürgerbefragung gaben 71 Prozent der Befragten an, Services wie die Selbstabholung bei Online-Bestellung im regional ansässigen Handel nutzen zu wollen. Ohne Abbildung der Warenverfügbarkeit auf einem kooperativ angelegten regionalen Online-Marktplatz aber ist der Kundenservice „online kaufen und vor Ort abholen“ für kleinere Betriebe ohne eigenen Online-Shop schlichtweg nicht möglich. Hinter dem bequemen Online-Verfügbarkeitscheck also verbirgt sich eine wesentliche infrastrukturelle Fragestellung – insbesondere mit Blick auf den inhabergeführten Einzelhandel.

Selbstverständlichkeit

Die Abfrage der stationären Warenverfügbarkeit, das zeigt gerade die Speerspitze des Konsums in Großstädten, wird künftig so selbstverständlich sein wie das Brötchenholen am Sonntag. Und letzteres war vor zehn, zwanzig Jahren auch keine Selbstverständlichkeit. Backautomaten und das Ladenschlussgesetz waren die Treiber dort, im Handel wird es das elektronische Warenwirtschaftssystem sein.

Die Krux dabei: Vielen inhabergeführten stationären Händlern ist noch nicht bewusst, wie relevant den Kunden schon heute der digitale Service der Warenverfügbarkeitsabfrage ist. Auch wenn wir auf die Strategien der Internetriesen schauen, erhöht dies nicht weniger den Handlungsdruck: Google etwa übernahm unlängst die irische Firma Pointy, die sich auf die Unterstützung von stationären Einzelhändlern beim Listen von Produkten im Internet spezialisiert hat. Amazon hat mit den Amazon Storefronts ein Nischenangebot geschaffen, bei dem die Amazon-Marketplace-Beschicker aus den kleinen schnuckeligen Läden weltweite Kundschaft erschließen können. Manuell und ohne technisch-konzeptionelle Unterstützung einer Warenwirtschaft werden auch auf Amazon nur die wenigsten ihre Produkte listen.

Wenn der Handel adäquat auf den Wandel im Verbraucherverhalten reagiert, bin ich der felsenfesten Überzeugung, dass das Internet aus dem stationären Handel eine bessere Version machen wird von dem, was wir in den letzten Jahrzehnten erleben durften. Der lokale Einkauf wird zwar immer häufiger online vorbereitet, dann aber mit höchsten Ansprüchen an Sortiments- und Beratungskompetenz des Verkaufspersonals sowie an Aufenthaltsqualität im Laden abgeschlossen werden.

 

Vielen inhabergeführten stationären Händlern ist noch nicht bewusst, wie relevant den Kunden schon heute der digitale Service der Warenverfügbarkeitsabfrage ist.

 

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