Onlineshopping (© Photo by rupixen.com on Unsplash)
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Nachhaltigkeit und Online-Shopping: Das Problem der Retouren

Der Umsatz des Online-Handels wächst weiter. Im Jahr 2020 betrug dieser 73 Milliarden Euro. Ein Plus von fast 14 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr, was einem Anstieg von rund 23% entspricht. Insgesamt lag der Anteil des Onlinehandels am gesamtdeutschen Einzelhandel damit bei 12,6% im Jahr 2020 (Handelsverband 2021). Besonderen Aufschwung erhielt er in Zeiten der Corona-Lockdowns, während denen etliche Betriebe ihre stationären Geschäfte teils wochenlang schließen mussten und auf andere Vertriebskanäle angewiesen waren. Doch immer häufiger stößt man neben den vielen Vorteilen des Online-Handels auch auf die Schattenseiten des E-Commerce.

Onlineshopping – bequem, schnell und einfach

Die Vorteile des Onlineshoppings liegen auf der Hand: Kunden können unabhängig von den Öffnungszeiten die Produkte in den Warenkorb legen und sparen damit kostbare Zeit.

Darüber hinaus ist die Produktvielfalt riesig. Während der Platz im stationären Handel limitiert ist, können Online-Shops mehr Marken, mehr Produkte und somit mehr Vielfalt anbieten. Dies bringt einen weiteren Vorteil mit sich: die schnelle Vergleichbarkeit verschiedener Anbieter.

Ein weiterer Punkt bezieht sich auf die häufig günstigeren Preise und ausgewählten Rabatte, von denen man vor Ort meist nicht profitiert.

Da online geshoppte Produkte häufig kostenlos nach Hause geliefert werden, punktet der Online-Handel außerdem auch in puncto Bequemlichkeit.

Doch nicht so einfach und bequem wie gedacht

Obwohl das Shoppen im Internet viele Vorteile mit sich bringt, gibt es einige Risiken und Nachteile, die es zu beachten gibt: Während Kunden im stationären Geschäft als Käufer anonym bleiben können, müssen sie bei einem Einkauf im Netz ihre persönlichen Daten, wie Name, Adresse und gegebenenfalls Ihre Bankverbindung angeben. In der Regel achten die Shop-Betreiber auf den nötigen Schutz. Die Gefahr von Sicherheitslücken bestehen allerdings trotzdem.

Neben technischen Fehlern treiben auch Betrüger online ihr Unwesen. In Form von Fake-Shops oder falschen Preis- und Produktangaben versuchen sie, Kunden in ihre Falle zu locken. Hierbei können Rezensionen und Bewertungen gegebenenfalls auf Betrüger und negative Erfahrungen hinweisen. Als Kunde kann man sich auch an den sogenannten Gütesiegeln orientieren, die es ermöglichen, verlässliche Online-Shops zu identifizieren.

Ist die Anschaffung eines Gegenstands dringend, so besteht im Falle des Online-Shoppings die Gefahr der Warte- und Lieferzeiten. Während manche Produkte am nächsten Tag lieferbar sind, kann die Lieferzeit anderer Artikel deutlich darüber liegen.

Je nach Größe und Angebot eines Unternehmens kann es vorkommen, dass der Kunde die Lieferkosten übernehmen muss. Diese könnten gegebenenfalls beim Kauf vor Ort gespart werden. Des Weiteren gibt es häufig einen Mindestbestellwert, der erreicht werden muss.

Online-Shopping vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit

Die Frage, ob und wie sehr Online-Shopping die Aspekte der Nachhaltigkeit berücksichtigt, ist umstritten.

Ein Argument das dafür spricht, ist, dass eine Menge Strom und Energie in stationären Geschäften eingespart werden kann, wenn Kunden statt in dem klimatisierten, mit Strom versorgten Geschäft einzukaufen, die Jeans online bestellen. Der Versand erfolgt dann gemeinsam mit vielen weiteren Paketsendungen an die gewünschte Adresse, wodurch Transportwege reduziert und individuelle Fahrten, beispielsweise mit dem PKW, vermieden werden können.

Auf der anderen Seite gibt es eine Vielzahl an Argumenten, die den Online-Handel mit einer schlechten Ökobilanz bewerten. Zu nennen ist hierbei insbesondere die soziale Nachhaltigkeit, die häufig in Verbindung mit dem Versandhandel gebracht wird. Neben Verstößen gegen den Mindestlohn findet sich häufig auch Kritik an den schlechten Arbeitsbedingungen für Beschäftigte der Zustellerfirmen sowie Versandhändler. Des Weiteren sorgt der enorme Verpackungsmüll, häufig in Form von Einwegverpackungen, beim Online-Handel für eine schlechte Nachhaltigkeitsbilanz.

Tipps für Verbraucher

Sie sind auf der Suche nach einem neuen Paar Sneaker oder möchten ein bestimmtes Buch verschenken? Das Erste was Sie tun, ist die bekannten Suchmaschinen nach Ihrem gesuchten Produkt zu durchforsten? Dann erkundigen Sie sich zunächst bei Ihrem Fachhändler vor Ort, ob er das gewünschte Produkt nicht für Sie bestellen kann.

Sollte dies nicht möglich sein, sodass Sie auf eine Bestellung im Internet angewiesen sind, versuchen Sie möglichst, in nachhaltigen Onlineshops einzukaufen. Diese versenden ihre Waren meist CO2-neutral und arbeiten häufig mit umweltfreundlichen und recycelbarer Verpackung. Darüber hinaus engagieren sie sich häufig für den Umwelt- und Klimaschutz, indem sie beispielsweise Ökostrom benutzen, sich für Themen wie Gleichstellung einsetzen oder sich bei ökologischen und sozialen Projekten mit einbringen. Nachhaltigkeits-Siegel, wie der „Blaue Engel“, „NATRUE“ oder „Fairtrade“ helfen Ihnen bei der Auswahl des richtigen Portals.

Vermeiden Sie Einzelbestellungen sowie Expresslieferungen. Durch Sammelbestellungen sowie Standardlieferungen können Paketdienstleister ihre Ladungen und Routen besser planen, wodurch dem Thema Nachhaltigkeit Rechnung getragen wird. Des Weiteren sollten Sie stets darauf achten, dass Sie selbst oder ein beauftragter Nachbar Ihre Lieferung annimmt. Hierdurch können zusätzlich notwendige Kilometer, die bei einer erneuten Zustellung nötig wären, vermieden und somit CO2-Emissionen eingespart werden.

Bestellen Sie nicht dreimal den gleichen Schuh in verschiedenen Farben und Größen und schicken zwei Paare wieder zurück. Den wohl größten Nachhaltigkeitskiller beim Online-Shopping stellen die Retouren dar. Obwohl die Retourenquote im Jahr 2020 im Vergleich zu 2019 von 17,8% auf 15,9% gesunken ist, nimmt die absolute Anzahl der Retourenpakete, aufgrund der steigenden Paketmenge während der Corona-Pandemie, zu (2019: 301 Mio.; 2020: 315 Mio., Handelsverband 2021, 26). Als Hintergrund für die sinkende Retourenquote lässt sich der Kauf von Produkten für den tatsächlichen Bedarf sowie die Anzahl neuer Kunden mit niedrigeren Retourenquoten nennen.

Quellen

Handelsverband Deutschland (HDE) (2021): Online Monitor 2021

Stadt der Zukunft

Autor*in

Verena Birkmann

Verena Birkmann, Jg. 1997, ist Kulturgeographin (Bachelor) und absolviert momentan ihr Master-of-Arts-Studium an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg. Seit März 2020 arbeitet sie für die CIMA Beratung + Management GmbH insbesondere als Digital-Managerin lokaler Online-Plattformen und als Unterstützung im Projektmanagement. Außerdem ist sie verantwortlich für die redaktionelle Pflege der cima.digital-Wissensdatenbank und schreibt als Autorin für den cima.digital-Blog.

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