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Corona – das Ende der Innenstädte?

Schon lange reden Experten von einer zunehmenden Verödung der Innenstädte, von einem Ladensterben und den Niedergang des urbanen Lebens. Die genannten Gründe sind vielfältig: Der zerstörende Autoverkehr, die Schließung großer Kaufhäuser oder aber die Unmengen an Fußgängerzonen, die einer Reizüberflutung gleich kommen. Darüber hinaus der zunehmende Einfluss des Online-Handels. Verschärft wird diese Entwicklung seit März 2020 durch die anhaltende Corona-Pandemie. Doch trägt tatsächlich das Virus an der Verschlechterung all dieser Dinge die Schuld? Und was können wir tun, damit die Innenstädte von morgen wieder attraktiv und belebend wirken?

Eine Wirtschaft und Stadt „vor“ Corona

Prognose für den Einzelhandel 2020: +2,5% (© Handelsverband Deutschland 2020, S. 10)

Allgemein lässt sich bei Betrachtung des Einzelhandelsumsatz in den letzen Jahren ein Positivtrend erkennen. Im Jahr 2019 lag dieser bei rund 564 Milliarden Euro, was einem Plus von rund 3% gegenüber dem Vorjahr entsprach (Handelsverband Deutschland (HDE) 2020). Diese Entwicklung hielt bis Anfang 2020 an: Die Gesamtwirtschaft wuchs moderat, der Arbeitsmarkt war in einer guten Verfassung, das verfügbarke Einkommen legte zu, die Sparquote lag stabil und das stetige Wachstum im Einzelhandel setzte sich fort.

Die Städte waren mit Leben gefüllt, hin und wieder ein Leerstand, ab und zu ein Stau auf einer Hauptverkehrsachse. Stadtfeste im Sommer, Wochenmärkte unter der Woche und Weihnachtsmärkte im Winter prägten die Innenstadt. Die größte Sorge der Einzelhandelsgeschäfte war der in den letzten Jahren stetig wachsende Online-Handel.

Und dann kam..

Am 27. Januar 2020 dann der Schock: Erster bestätigter COVID-19 Fall in Deutschland. Einen knappen Monat später wurde die Stadt Heinsberg im Februar zum „Epizentrum“ Deutschlands erklärt. Hintergrund hierfür war die rasche Ausbreitung des Virus aufgrund einer Karnevalssitzung mit einem infizierten Ehepaar. Danach nahmen die Fallzahlen deutschlandweit kräftig zu. Mitte März 2020 kam es zu den ersten wesentlichen Beschränkungen des öffentlichen Lebens durch Bund und Länder: Neben der Einführung von Kontakt- und Reisebeschränkungen und die Empfehlung der Absage von Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern, mussten zahlreiche Geschäfte aus dem Gastronomie- und Dienstleistungsbereich auf unbestimmte Zeit schließen. Die Auswirkungen auf die Wirtschaft waren enorm:

  • Der Arbeitsmarkt geriet unter Druck.
  • Mehr als 200.000 Geschäfte waren vom Lockdown betroffen und mussten schließen.
  • Die Verbraucher*innen gerieten in den Krisenmodus: Die Innenstädte wirkten wie ausgestorben.
  • Eine Vielzahl der Unternehmen rutschte in die Existenznot.
Geschlossenenes Geschäft (© Photo by Anastasiia Chepinska on Unsplash)

Im April und Mai kam es zu einer allmählichen Öffnung des öffentlichen Lebens, während die Maskenpflicht eingeführt wurde. Die Lockerungen hielten allerdings nur bis Oktober, beziehungsweise November an. Zunächst folgte der „Lockdown light“, kurze Zeit später aufgrund weiterhin hoher Infektionszahlen der „harte Lockdown“ im Dezember 2020. Die erste Schutzimpfung wurde am 26. Dezember verabreicht.

Das Jahr 2021 startete genau so, wie das vorherige Jahr endete: im Lockdown. Erst im März 2021 beschlossen Bund und Länder schrittweise Lockerungen für Regionen mit einer stabilen Inzident von unter 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. Darüber hinaus folgte die flächendeckende Bereitstellung von Schnelltests und ab 7. Juni auch die Aufhebung der zuvor im November 2020 festgesetzten Impfpriorisierung.

Die Fakten sprechen für sich

Größter Verlierer der Corona-Pandemie war der stationäre Einzelhandel in den innenstadtrelevanten Branchen (Uhren und Schmuck, Wohnmöbel, Fashion und Accessoires, etc.), welcher einen Umsatzverlust zwischen 21 und 39 Milliarden Euro im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr erlitt. Die Ausgaben für andere Warengruppen, wie Sanitätsbedarf/Pflege, Gartenspielgeräte sowie Puzzles und Werkstattzubehör nahmen hingegen deutlich zu. Dabei nahm der Anteil der Online-Einkäufe zeitweise massiv zu, wodurch die Kanalverschiebung weg vom stationären Handel beschleunigt wurde. Kompensieren konnte der Onlinehandel, der einen Zuwachs von fast 14 Milliarden Euro im Jahr 2020 gegenüber dem Jahr 2019 verzeichnen konnte, die enormen Umsatzverluste allerdings nicht (Handelsverband Deutschland 2021).

Der Weg aus der Krise

Die Bundesregierung hat im vergangenen Jahr mit den Corona-Hilfen die umfangreichsten Finanzhilfen in der Geschichte der Bundesrepublik auf den Weg gebracht. Ziel ist es, die Wirtschaft zu stabilisieren, Beschäftigten, Selbstständigen und Unternehmen durch die Krise zu helfen sowie das Gesundheitssystem zu stärken.

Darüber hinaus wurden viele Betriebe kreativ und entwickelten neue Vertriebsmöglichkeiten, wie Shopping per Video oder Telefon. Daneben wurde häufig auch „Click & Collect“ angeboten. Während im Jahr 2017 nur rund 13% der Befragten einer Umfrage der ECC-Köln wussten, was die Begrifflichkeit überhaupt bedeutet, waren es im Jahr 2021 bereits 74% (Handelsverband Deutschland 2021). Neben dem Aufbau vieler weiterer Vertriebskanäle, wie lokale Online-Marktplätze und Online-Shops, nahm in dieser Zeit die Bedeutung der digitalen Sichtbarkeit eines Unternehmens deutlich zu. Dies ist durch den Wandel des Kaufprozesses zu erklären, der heutzutage nicht mehr vor Ort im Geschäft, sondern von Zuhause im Internet beginnt.

Änderung des Kaufprozesses
Änderung des Kaufprozesses (© CIMA Beratung + Management GmbH)

Hierbei ist es für Gewerbebetriebe von großer Bedeutung, online sichtbar zu sein. Dies kann in Form eines Google My Business-Eintrags, einer eigenen Website, eines Online-Shops, einem Auftritt auf einem lokalen Online-Marktplatz oder Online-Schaufenster und/oder einem Profil auf einer der vielen Social-Media-Plattformen, wie Facebook und Instagram erreicht werden.

Hilfe gesucht?

Sie sind Inhaber*in eines Einzelhandelsgeschäfts, Regional- oder Stadtmanager*in oder Vorsitzende*r/Mitglied eines Gewerbevereins und möchten die Online-Präsenz ihres Unternehmens/der lokalen Unternehmen vor Ort analysieren? Oder Sie benötigen Unterstützung beim Aufbau Ihres eigenen Online-Shops oder möchten in Ihrer Stadt einen Onine-Marktplatz etablieren? Wir, die cima.digital, bieten Ihnen ein umfangreiches Portfolio, um Sie bei der Digitalisierung zu unterstützen. Neben unserem Online-Präsenz-Check, der die Online-Sichtbarkeit vor Ort analysiert, bieten wir Workshops sowie Vorträge zu verschiedenen Themen an, die Sie bei der Initiierung, dem Umsetzen sowie der dauerhaften Etablierung Ihres Vorhabens unterstützen sollen.

Quellen

Bundesministerium der Finanzen (2021): Corona-Hilfen

Handelsverband Deutschland (HDE) (2019): Jahrespressekonferenz

Handelsverband Deutschland (HDE) (2020): Jahrespressekonferenz

Handelsverband Deutschland (HDE) (2021): Online Monitor 2021

CoronaStadt der Zukunft

Autor*in

Verena Birkmann

Verena Birkmann, Jg. 1997, ist Kulturgeographin (Bachelor) und absolviert momentan ihr Master-of-Arts-Studium an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg. Seit März 2020 arbeitet sie für die CIMA Beratung + Management GmbH insbesondere als Digital-Managerin lokaler Online-Plattformen und als Unterstützung im Projektmanagement. Außerdem ist sie verantwortlich für die redaktionelle Pflege der cima.digital-Wissensdatenbank und schreibt als Autorin für den cima.digital-Blog.

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